Ich hab' doch alles:
einen Mann, der fleissig arbeiten geht und das Geld für uns verdient,
ein Haus mit kleinem Garten, geerbt, ohne Schulden,
ein fast neues Auto, ein fast neues Motorrad, einen uralten Wohnwagen,
alles bar bezahlt, nichts auf Pump gekauft.
Ich muss nicht arbeiten, muss nur die Hausarbeit machen,
das ist doch wohl nicht zuviel verlangt, was will ich denn auch sonst machen,
mit meiner ganzen freien Zeit?
So gut wie ich hätten das gerne viele.
Da muss ich doch einfach glücklich sein, andere wären froh .....

So oder ähnlich wurde es schon zu mir gesagt, nicht nur von meinem Mann,
auch von Freunden. Und machmal denke ich selber so.
Dann beschleicht mich ein schlechtes Gewissen, weil ich doch so alles habe
und trotzdem nicht glücklich bin und rumnörgel.
Aber mit diesem Leben stimmt irgendwas nicht, sonst würde es mir nicht schlecht gehen.

Komischerweise hatte die erste Frau meines Mannes auch alles, so wie ich jetzt.
Und noch zwei Kinder dazu. Auch sie hätte gefälligst glücklich sein sollen.
War sie aber nicht.
Sie ist regelrecht geflüchtet, jeden abend, wenn er mit dem Auto von der Arbeit kam,
hat sie sich das Auto geschnappt, die Kinder bei ihm gelassen und ist erst am nächsten
morgen wieder gekommen.
Irgendwann ist sie ganz weggeblieben, dann aber mit den Kindern.
Keiner hat's verstanden.
Sie hatte doch alles!
So wie ich jetzt.