30
Mrz
2006

Weiter aufwärts

Ende 1999 wird mein kleiner Neffe geboren.
Fast jeden Tag fahre ich (mit dem Rad) zu meiner Schwester und besuche den Kleinen.
Wir wohnen zwar in verschiedenen Stadtteilen, aber nur 10 min. mit dem Rad entfernt.
Bald schmeisst sie ihren Freund raus und zieht in eine Wohnung in einem Mietshaus,
das meiner Mutter gehört.
Meine Mutter wohnt auch in dem Haus. Eine dritte Wohnung steht leer und wird mir angeboten.
Das Haus ist mein Elternhaus, aber ich möchte dort nicht wieder hinziehen.
Jetzt muss ich immer 25 min. Rad fahren, um den Kleinen zu besuchen, aber Rad fahren tut gut.
Allerdings ist bei den Besuchen oft meine Mutter anwesend.
Zu ihr habe ich kein gutes Verhältnis.
Auch heute ist es noch so, wenn ich meine Schwester besuche, das meine Mutter dort ein- und
ausgeht und ich sozusagen auch meine Mutter besuche, obwohl ich das nicht will und mag.

MIt der Therapie geht es weiter voran.
Ich kann einkaufen, in die Stadt, auf den Flohmarkt. Alles nur kurz und oft aufgeregt, aber es geht.
Ich gewinne in einem Preisausschreiben einen DM 200,- Gutschein und lasse mich von einer
Freundin dazu überreden, von dem Geld ein Modem und Internetanschluss zu kaufen.
Zufällig fällt mir eine Broschüre über Chaträume in die Hände und ich versuche mal zu chatten.
Damit entdecke ich eine neue Art der Kommunikation für mich.
Im Haus bleiben und mit anderen reden. Chatten macht mir Spaß.

Prompt lerne ich einen Mann kennen, wir mailen, telefonieren, er verliebt sich in mich.
Er hat ein Handy gekauft auf dem nur ich anrufen darf.
Trotzdem ich Neuling im Internet bin, bin ich nicht naiv, dass ich diesen Mann aus Bayern
jemals kennenlernen werde. Es stellt sich auch heraus, dass er verheiratet ist. Egal.
Ich stolpere beim chatten durch diverse Zufälle über einen weiteren Mann.
Auch hier wird gemailt und telefoniert.
Seine Telefonstimme haut mich um.
Seine Mails auch, er kann sich schriftlich sehr schön ausdrücken.
Wir haben viele gleiche Interessen.
Die Fotos, die er mir schickt, gefallen mir nicht.
Ich stimme trotzdem einem Treffen zu. Vielleicht täuschen die Bilder.

Die Bilder haben nicht getäuscht, ich mag sein Aussehen nicht,
möchte am liebsten, das er sofort wieder wegfährt.
Aber er ist 150 km aus einer anderen Stadt gekommen, jetzt muss ich das Treffen durchziehen.
Ein ungewöhliches Treffen: er hat auf mein anraten sein Fahrrad mitgebracht,
da die Innenstadt wegen einer Veranstaltung für Autos und Busse gesperrt ist.
So radeln wir von unserem Treffpunkt an einem Parkplatz in die Stadt.
An mehr kann ich mich kaum erinneren, ich dachte nur immer bei mir
"Hoffentlich fährt er bald wieder" weil ich sein Aussehen nicht mochte.

Er ist von mir allerdings begeistert, schickt mir nach dem Treffen süsse SMS und Mails
und ich bin von seiner Zuneigung hin und weg und stimme einem weiteren Treffen zu.
Zwei Wochen muss ich warten, er hat einen Herbsturlaub gebucht.
In den zwei Wochen verliebe ich mich auch in ihn, durch seine gefühlvollen Mails und Postkarten.

Als er mich dann nach seinem Urlaub besucht, ist es, als ob wir schon ein Paar wären.
Wir verbringen ein schönes Wochenende zusammen.
Als Frau merke ich mir das Datum und drei Jahre später wird es unser Hochzeitsdatum.

Dazwischen liegt aber noch so einiges an Höhen und Tiefen, Umzügen und Entdeckungen.

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Frei nach Hippokrates: "Für was man Worte hat, darüber ist man schon fast hinweg" möchte ich mir hier mal alles von der Seele schreiben - also rumjammern.

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Wie koennen sie jemanden als hypochonder abstempeln,...
susi (Gast) - 29. Jun, 13:36
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Keine Panik (Gast) - 10. Jan, 16:14
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schau mal in den KURS IN WUNDERN schöne heilung herzlichen...
rose (Gast) - 21. Jul, 16:48
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Petra (Gast) - 2. Nov, 11:06
Angst das Haus zu verlassen?...
Angst das Haus zu verlassen? Ich habe wahrhaftig Mitleid...
Petra (Gast) - 2. Nov, 11:03

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Zuletzt aktualisiert: 5. Dez, 10:31

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