Jedes deiner geschriebenen Worte könnte fast von mir stammen, so sehr ist mir all das, was Du schreibst vertraut. Am Anfang unserer Beziehung habe ich als Vertrauensbeweis seine Passwörter erhalten. Er wohnte in Osnabrück, ich in Würzburg. Als ich ihn einmal besuchte, er arbeiten musste, sagte er, dass ich mich an seinem Rechner wie zuhause fühlen dürfe, was ich dann auch tat. Als ich dann zahllose Mails an Prostituierte fand, war ich ehrlich gesagt verblüfft und fast sprachlos. Ich fasste meinen Mut zusammen und sprach ihn darauf an, worauf er sagte, dass das nichts weiter zu bedeuten hätte, er hätte darüber zu recherchieren begonnen, weil er einen Artikel darüber schreiben wollte - und das, wo er schon lange nicht mehr in der Postion war, in der er noch Texte verfasste. Ich stutzte, glaubte ihm aber. Ungefähr ein Jahr später googelte ich mal seinen Namen, das heißt seinen Nicknamen, was ich oft mache, sei es der meinige, ehemalige Klassenkamerade, Freunde aus der Vergangenheit usw., wobei ich dabei auf eine AOL-Mail-Adresse stieß. Ich war neugierig geworden, zumal mir diese Mail-Adresse gar nicht bekannt war. Das Eingeständnis seines Vertrauens, die Passwörter, öffneten mir in diesem Fall die Tür. Eine Tür, die mir, als ich den Blick nach innen werfen konnte, nicht gefiel.
Erneut fand ich viele Mails an Prostituierte. Mails, in denen er nach den Preisen und nach Hausbesuchen fragte und seinen Stadtteil nannte. Außerdem ließ er sich Bilder schicken oder erwähnte die körperlichen Vorzüge der jeweiligen Damen detailliert und schrieb, worauf er steht, was mir fast die Schuhe ausgezogen hat. Da ich das Ganze zunächst zufällig, dann aber doch schnüffelnder Weise fand, wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Letztendlich blieb mir aber nichts anderes übrig, als ihn erneut darauf anzusprechen, was einen riesigen Ärger nach sich zog, weil er in meinem Verhalten einen Vertrauensbruch sah und das schwerer wog, als das Schreiben der Mails, das erneut nichts zu bedeuten hatte und nur aus Neugierde geschah, weil er wissen wollte, ob die Prostituierten denn auch tatsächlich zurückschreiben. Davon abgesehen hätte er nie gedacht, dass ich sein Angebot, mich auf seinem Rechner wie zuhause zu fühlen, auch ernst nehmen würde.
Ich sagte ihm, dass mich das kränke und verletze, wenn er mit Prostituierten schreibe, ich mich klein fühlen würde, wenn er die Körper anderer Frauen bewundere. Von da ab fragte ich mich jedes Mal, ob er an andere Frauen dachte, wenn er mit mir schläft, was mich noch mehr runter zog.
Aber damit nicht genug. Ein weiteres halbes Jahr später fand ich, ich muss zugeben, dass ich zu diesem Zeitpunkt – auch wegen anderer Vorfälle – schon sehr misstrauisch war, erneut Mails an Prostituierte, just zu dem Zeitpunkt, als ich meine Wohnung gekündigt hatte und ich in seine, jetzt unsere, Wohnung, in der er aber nur am Wochenende wohnt, da er unter der Woche in Hamburg arbeitet, zog. Das Ganze ist jetzt fast genau ein Jahr her. Um das Alles irgendwie einigermaßen zu überstehen, habe ich mich emotional sehr weit zurückgenommen. Mittlerweile führen wir eine sehr distanzierte, ja eher kameradschaftliche Beziehung, die so freundschaftlich ist, dass es einfach nur noch schmerzt, obwohl wir nicht streiten und er mir eigentlich täglich sagt, dass er mich liebt, wobei ich ihm das heute fast nicht mehr abnehmen kann. Er begründet seine Liebe sachlich: „Meinst Du allen Ernstes, dass ich all das tun würde, wenn ich dich nicht lieben würde“.
Dabei würde ich es einfach nur mal gerne mit einem Streicheln, mit einem aufmerksamen Zuhören, mit einer Umarmung fühlen.
Aber auch ich spiegle nur die eine Seite einer Medaille wider. Seine Sichtweise ist bestimmt eine ganz andere. Ich wollte ihn hier an dieser Stelle auch nicht schlecht reden, denn das ist er bestimmt nicht, auch wenn ich sein Verhalten oftmals nicht verstehe.
Wie bereits gesagt: Unter der Woche ist er in Hamburg, ich in Würzburg. Jedes Mal, wenn er sich mit irgendjemand trifft, habe ich Angst, dass es eine andere Frau ist, eine, die ihm besser gefällt, eine, die unkomplizierter ist als ich, eine, die weniger Angst hat.
Mit seiner Exfreundin hat er übrigens auch Kontakt, den er mir vorenthält. Sie ruf ihn im Büro und in Hamburg an. Die Nummer in Würzburg hat er ihr nie gegeben. Warum, wenn nichts dabei ist?
Es ist schon so Vieles schief gelaufen, auch das Anlegen eigener Mailkonten, von denen er glaubte, dass ich sie nicht kenne, bloß um dort ungestört mit der Ex-Praktikantin zu schreiben.
Ich weiß, dass mein Schnüffeln alles andere als korrekt ist, aber ist es denn das Auffinden von Tatsachen, die mich verletzen?
Frei nach Hippokrates:
"Für was man Worte hat, darüber ist man schon fast hinweg"
möchte ich mir hier mal alles von der Seele schreiben - also rumjammern.
Spiegel
Erneut fand ich viele Mails an Prostituierte. Mails, in denen er nach den Preisen und nach Hausbesuchen fragte und seinen Stadtteil nannte. Außerdem ließ er sich Bilder schicken oder erwähnte die körperlichen Vorzüge der jeweiligen Damen detailliert und schrieb, worauf er steht, was mir fast die Schuhe ausgezogen hat. Da ich das Ganze zunächst zufällig, dann aber doch schnüffelnder Weise fand, wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Letztendlich blieb mir aber nichts anderes übrig, als ihn erneut darauf anzusprechen, was einen riesigen Ärger nach sich zog, weil er in meinem Verhalten einen Vertrauensbruch sah und das schwerer wog, als das Schreiben der Mails, das erneut nichts zu bedeuten hatte und nur aus Neugierde geschah, weil er wissen wollte, ob die Prostituierten denn auch tatsächlich zurückschreiben. Davon abgesehen hätte er nie gedacht, dass ich sein Angebot, mich auf seinem Rechner wie zuhause zu fühlen, auch ernst nehmen würde.
Ich sagte ihm, dass mich das kränke und verletze, wenn er mit Prostituierten schreibe, ich mich klein fühlen würde, wenn er die Körper anderer Frauen bewundere. Von da ab fragte ich mich jedes Mal, ob er an andere Frauen dachte, wenn er mit mir schläft, was mich noch mehr runter zog.
Aber damit nicht genug. Ein weiteres halbes Jahr später fand ich, ich muss zugeben, dass ich zu diesem Zeitpunkt – auch wegen anderer Vorfälle – schon sehr misstrauisch war, erneut Mails an Prostituierte, just zu dem Zeitpunkt, als ich meine Wohnung gekündigt hatte und ich in seine, jetzt unsere, Wohnung, in der er aber nur am Wochenende wohnt, da er unter der Woche in Hamburg arbeitet, zog. Das Ganze ist jetzt fast genau ein Jahr her. Um das Alles irgendwie einigermaßen zu überstehen, habe ich mich emotional sehr weit zurückgenommen. Mittlerweile führen wir eine sehr distanzierte, ja eher kameradschaftliche Beziehung, die so freundschaftlich ist, dass es einfach nur noch schmerzt, obwohl wir nicht streiten und er mir eigentlich täglich sagt, dass er mich liebt, wobei ich ihm das heute fast nicht mehr abnehmen kann. Er begründet seine Liebe sachlich: „Meinst Du allen Ernstes, dass ich all das tun würde, wenn ich dich nicht lieben würde“.
Dabei würde ich es einfach nur mal gerne mit einem Streicheln, mit einem aufmerksamen Zuhören, mit einer Umarmung fühlen.
Aber auch ich spiegle nur die eine Seite einer Medaille wider. Seine Sichtweise ist bestimmt eine ganz andere. Ich wollte ihn hier an dieser Stelle auch nicht schlecht reden, denn das ist er bestimmt nicht, auch wenn ich sein Verhalten oftmals nicht verstehe.
Wie bereits gesagt: Unter der Woche ist er in Hamburg, ich in Würzburg. Jedes Mal, wenn er sich mit irgendjemand trifft, habe ich Angst, dass es eine andere Frau ist, eine, die ihm besser gefällt, eine, die unkomplizierter ist als ich, eine, die weniger Angst hat.
Mit seiner Exfreundin hat er übrigens auch Kontakt, den er mir vorenthält. Sie ruf ihn im Büro und in Hamburg an. Die Nummer in Würzburg hat er ihr nie gegeben. Warum, wenn nichts dabei ist?
Es ist schon so Vieles schief gelaufen, auch das Anlegen eigener Mailkonten, von denen er glaubte, dass ich sie nicht kenne, bloß um dort ungestört mit der Ex-Praktikantin zu schreiben.
Ich weiß, dass mein Schnüffeln alles andere als korrekt ist, aber ist es denn das Auffinden von Tatsachen, die mich verletzen?