Hadschi Halef (Gast) - 14. Dez, 11:31

Hallo "Angsthase"!

Ja, ich weiß, es ist schwer! Und es scheint tausend Gründe zu geben, warum man /frau sich nicht "aufraffen" kann, was schlußendlich ein recht liebloses Wort ist. Ich rede auch nicht aus der Position heraus, es bereits geschafft zu haben, sondern bin auch immer noch am Arbeiten, kann also ziemlich gut nachvollziehen, wie du dich fühlst - auch das mit den akuten Schmerzen, denn ich habe gerade eine fies schmerzende Mittelohrentzündung, hasse es, zum Arzt zu gehen, und muss morgen zum 2. Mal hin, weil´s immer weiter wehtut. Und auch das mit Mann (bei mir Freund) und Schmerz zufügen (gegenseitig) und psychosomatischen Ursachen deucht mir bekannt. Ich habe mich auch gefragt, warum zum Geier jetzt die Ohrenschmerzen? Aber letztendlich liegt auch bei mir die Lösung auf der Hand: wir hatten vorher eine viel zu kleine Wohnung, jetzt sind wir umgezogen, auch in einen anderen Ort, und wir hofften beide, es würde *alles* anders werden.
(Und spekulierten dabei ebenfalls nicht auf Zauberfeen, sondern waren durchaus auch realistisch, dass die Veränderung von uns initiiert werden müßte.)
Nun, in den letzten Wochen gab es weiterhin regelmäßig immer wieder einen blöden Streit, eine dämliche Diskussion nach der anderen. Und ich überlege ernsthaft, ob die Beziehung noch einen Sinn macht. Ich habe auch eine Angststörung, die ich tagtäglich bekämpfe und die es meinem Freund nicht leicht macht, aber grundsätzlich habe ich einen Fokus, der mir sagt, dass ich wieder anders leben können und viel mehr Spaß und Sinn(lichkeit) in meinem Leben haben will.
Doch habe ich ihn wirklich auch sehr lieb, und eine Trennung, wenn auch erstmal auf Zeit, wäre ein gewaltiger Schritt. Aber ich komme gedanklich immer wieder hin, wenn ich sein Verhalten wieder mal total unpassend finde.
Es ist ein sehr zäher Prozess, und was mir endlich dabei hilft (denn noch vor einem Jahr ungefähr war ich total ziellos und furchtbar traurig darüber - wollte nicht auf die Abendschule und nicht studieren, keine Ausbildung machen, kein Praktikum und auch sonst nichts), ist die Tatsache, dass ich etwas gefunden habe, was ich tun kann und tun will. Das ist auch nicht einfach, denn nun, wo ich mich mit meinem Projekt selbständig machen möchte, gilt es, Seminare zu besuchen, Fördergelder zu beantragen und die Leute zu überzeugen etc. Und natürlich nicht den Überblick zu verlieren, denn ich will zB keine Darlehen, sondern wirklich nur Förderungen, um das Risiko, Schulden zu machen, praktisch bei Null zu halten.
Ich hatte früher auch immer total Angst vor Menschen - nicht wirklich halt, aber ich war sehr schüchtern. Im Endeffekt war meine Angststörung also sogar für etwas gut, so anstrengend es auch für mich und meine Mitmenschen war und ist, damit umzugehen: Dadurch habe ich gelernt, mich selbst zu vertreten, athentischer zu sein und Nein zu sagen. Und das ist gut. Mittlerweile ist die Schüchternheit so gut wie weg, ich kann viel besser kommunizieren, und alle nennen mich selbstbewußt, was mich sehr freut.
Aber durch die Angst setze ich immer noch falsche Prioritäten und mache mir und anderen das Leben schwer. Und die Angst abzulegen, muss ich noch lernen.
Jedenfalls ist der Grund für die akuten Ohrenschmerzen m E folgender: ich will einfach partout nix mehr hören. Und mein Körper, solidarisch, wie er ist :-), bietet mir die Chance. Dass ich es so aber nicht gemeint hatte, muss ich "mir selber" auch erstmal wieder klar machen. Aber Tatsache ist, ich habe den Streitaspekt in meiner Beziehung satt und WILL einfach nicht mehr über den ganzen Mist stundenlang debattieren -> Ohren zu, aus. Und deswegen weiß ich auch, wie schlimm so eine Beziehung ist - dass man sich dauernd wehtut und sich dann irgendwann stark mißtraut und schon gar nicht mehr zu hoffen wagt, dass der andere was lieb meinen könnte.
Also, das mit Job und Wohnung verstehe ich gut, und ab einem gewissen Alter schiebt man sicher noch mehr Depressionen dahingehend - und deine Erfahrungen (habe nun doch den ganzen Blog gelesen) sind fürwahr auch nicht ohne. Aber ich würde dich nicht auf den Stempel "nette Frau" reduzieren.
Denn ehrlich gesagt, was du über den Opa, deine Mutter, deine Schwiegereltern, die Kinder deines Mannes oder deinen Mann schreibst, ist nicht gerade "nett", gell?
Aber wie wir ja spätestens seit Ulrike Erhardt wissen, ist es auch nicht nötig, dass man/frau unbedingt NETT ist. Und du klingst wie eine Frau, die sehr wohl noch Power hat. Aber auch Angst.
Ich glaube nicht an Therapeuten im weiteren Sinne und möchte daher vorsichtig formulieren, dass du evtl. da allein rauskommen mußt. Aber es gibt doch auch Menschen, die dir helfen können, oder?
Deine Schwester scheint dir doch eher den Rücken zu stärken.
Was Job und Wohnung angeht: das leidige Thema kenne ich zur Genüge und habe es auch gehaßt, mich damit auseinanderzusetzen. Wie wäre es, wenn du in die Nähe deines Heimatortes zurückgingest? Dort gefällt es dir doch besser, und die Mieten sind auch nicht so hoch. Oder - was ist mit deinem Haus?
Du könntest erst bei deiner Schwester wohnen, sie würde dich doch bestimmt unterstützen, und von dort aus mittels einer Annonce in der Zeitung nach netten Mitmenschen suchen, die bei dir einziehen könnten - getrennt halt, aber so, dass Geld hereinkommt? Und nur sympathische. Die gibt´s auch, erfordert aber Geduld, sie zu finden. Und ein kleiner Job läßt sich sicher auch über Bekannte finden. Oder du passt auf den Kleinen deiner Schwester auf? Das könnte auch ein guter Weg aus der Angst sein. Denn mit Kindern fällt es leichter, über den eigenen Schatten zu springen.
Die Historie von dir und deinem Gatten klingt nicht soooo prickelnd...da müßte man ganz genau wissen, was du an ihm noch schätzt und liebst. Okay, ich kann es ihm auch nicht verdenken, dass er sex-chattet, aber wirklich reif ist das nicht und auch nicht integer. Und ja, bei einer guten Ehe gehört der Sex dorthin. Allerdings führt ihr wohl leider keine solche - auch das kenne ich zur Genüge, der Sex und der Spaß daran sind so ziemlich das erste, was sich verabschiedet.
Und dass er sich mit einer anderen getroffen hat, als du schon dort warst, heimlich, ist nicht gut. Überhaupt klingt der Typ tatsächlich fragwürdig. und die Frage lautet wohl nicht, was er an dir findet, sondern was du an ihm findest! Hast du überhaupt Lust, mit DEM (überspitzt gesagt) was zu unternehmen, oder ist es dir einfach zu doof mit seiner ständigen Besserwisserei? Auch sein Eingebundensein in Job und Exfamilie klingt nicht so, als räume er dir viel Platz ein. Und nur weil er zwei Kinder vor eurem Kennenlernen gezeugt hat und Vollzeit arbeitet, mußt du trotzdem nicht die "traditionelle Hausfrauenrolle" erfüllen. Schwer, aber ein guter Schritt: Dinge ZUSAMMEN machen. Kochen, auch Putzen, etc.
Ist es schon so weit, dass du dazu schon grad gar keine Lust mehr verspürst, hilft vermutlich trotz deiner Angst nur eine Trennung.
Und, ganz wichtig: du musst das angehen mit dem Mitgestalten deiner Wohnung. Der holde Gatte scheint ja nicht schlecht zu verdienen, und du hast zwar freiwillig alles für ihn aufgegeben, aber darum geht´s ja jetzt nicht. Du fühlst dich nicht wohl, und wenn er dich lieb hat, soll er das ernst nehmen. Ein oranger Teppich allein reicht nicht.
Ich persönlich mag den Stil vom Dänischen Bettenlager, aber wenn du ihn nicht magst (Eiche rustikal finde ich auch eher erschlagend), dann müßt ihr, wenn ihr zusammen glücklich sein wollt, eine andere Schiene fahren.
Möbel kann man verkaufen. Und dann kann man neue kaufen, wo du mitbestimmst. Was meinst du, wie anders das wirkt? Ich glaube nicht, dass du dann noch so deprimiert bist wie jetzt! Was willst du? Wie sollen die Möbel sein? Du musst das nicht mal begründen deinem Mann gegenüber. Er hat jahrelang gestaltet, jetzt bist du dran. Zumindest zu 50 %.
Wände lassen sich streichen. Auch inden Farben, die DU möchtest. Vorhänge kann man nähen. Möbel lassen sich kaufen. Magst du Ikea? Da gibt´s Buntes und Praktisches und nicht zu Teures. Auch andere Möbelhäuser haben schöne Sachen und Sonderangebote. Es gibt Dekorationsmaterial, das einem das Herz im Leibe lachen läßt - Lichterketten, Bilder, Schiefertafeln, Stoffe...
Klar, jetzt mußt du erstmal gesund werden. Hey, aber dann gilt es, dass du dich mit deiner Angst, aber auch deinen Wünschen konfrontierst - und ebenso deine Umgebung!
Ich könnt´ja wetten, dass dein Mann jetzt, wo du krank bist, auch nicht unbedingt nett zu dir ist. So was geht auch nicht! Er sollte fragen, ob du einen Tee magst, dir was vorlesen, für dich da sein.
Sag mir doch mal: worauf und worüber freust du dich in nächster Zeit und generell?
Und schreib doch mal auf: was würdest du machen, wenn du keine Angst hättest? Ganz ehrlich, einfach ohne viel nachzudenken!

Wünsche dir Gute Besserung - Joghurt und Leinsamen sind ziemlich gut als Hausmittel, ebenso Kräutertee, Zitrusfrüchte und heiße Milch mit Honig - und Safran, wenn du welchen dahast...oh, und Luvos´Heilerde! Mir schmeckt die sogar, bin da wohl etwas absonderlich - aber die hilft wirklich! Vielleicht möchtest du auch ein Kamillenblüten-Dampfbad machen oder ein Schaumbad nehmen?

Angsthase (Gast) - 16. Dez, 10:53

Danke, dass Du mir so ausführlich antwortest.
Komme die nächsten 48 Stunden wahrscheinlich nicht unbeobachtet für länger an den Computer,
würde gerne Antworten, vielleicht am Sonntag oder Montag.
Angsthase - 19. Dez, 15:01

Ach ja, was soll ich sagen, so ein langer Text ich könnte seitenweise darauf antworten,
aber ich pick' mir nur ein paar Sachen raus.

Nicht immer ist die Deutung von Symptomen so einfach, wie z.B. mit Deinen Ohrenschmerzen
in Verbindung mit ewigen Diskussionen mit Deinem Lebensgefährten.
In Deiner ersten Antwort hier schreibst Du, mein Durchfall ist ein Hinweis, dass ich mein Leben zum Kotzen finde.
Nein, wenn das so wäre, würde ich Kotzen oder mir wäre immer kotzübel. So eindeutig sind Symptome schon.
Mir ist selten übel, meistens habe ich Hunger bzw. ich bin rastlos und esse ständig, ohne wirklich Hunger zu haben.
Der Hunger (Hunger nach Leben?) und der Durchfall deuten auf was anderes, das sich mir aber noch nicht erschliesst.

Ausziehen aus dem gemeinsamen Haus, auch wenn es nur zeitlich begrenzt wäre, würde für meinen Mann
eine Trennung bedeuten. Verheiratet und getrennte Wohnungen (so wie ich es mir wünsche) geht für ihn gar nicht.
Es würde gehen, wenn es bestimmte Gründe wären, z.B. Job in einer anderen Stadt. Alles andere geht nicht.
Ist schon schwer genug für ihn, dass ich ein eigenes Zimmer habe und wir getrennt schlafen ;-) *schnarch*

Du sagst, ich schreibe nicht nett über meinen Mann, seine Kinder, die Schwiegereltern usw.
Nun ja, aber es ist ja die Wahrheit. Schreibe ich "mein Mann lügt mich an", ist das nicht nett, aber die Wahrheit.
Und wenn ich denn noch seine Beweggründe kenne, z.B. das er einfach kein Rückgrat hat, sich mit irgendwas
auseinander zu setzen, ist das auch die Wahrheit - auch wenn sie nicht nett ist.

Nett ist er, zu mir, erstaunlicherweise. Drückt mich, sagt mir, das er mich lieb hat, bringt mich zum lachen usw.
Allerdings kann er mit Krankheit nicht umgehen, wenn ich weine oder es mir schlecht geht, bringt er mir keinen Tee,
sondern ist froh, das ich mich in mein Zimmer zurückziehe und er schaut dann auch nicht nach mir,
manchmal stundenlang nicht, was ich immer ganz unverständlich finde und mich traurig macht.

In Sachen Wohnungsgestaltung setze ich mich durch bzw. suchen wir so inzwischen lange, bis wir was finden,
was wir beide leiden mögen - und so dauerte es halt 1 1/2 Jahre, bis wir einen neuen Wohnzimmerschrank gefunden haben
und genauso lange wird es dauern, Gardinen zu finden, ein Bett, eine Farbe für den Flur usw. usw.

Du fragst, worauf und worüber ich mich in nächster Zeit und generell freue.
Nun, in nächster Zeit freue ich mich, wenn Weihnachten und Silvester vorbei ist und ein neues Jahr anfängt,
mit diesen geballten Feiertagen konnte ich noch nie was anfangen.
Und generell freue ich mich nur auf neue Folgen meiner Serien, die ich im Fernsehen gucke.

Beliebtes Spiel bei Therapeuten: was würden Sie machen, wenn sie keine Angst hätten.
Ganz einfach: alles, was ich jetzt nicht mache.
Ohne Angst einkaufen gehen, ins Kino, essen gehen, auf Veranstaltungen, Anzeigen aufgeben
und Menschen kennenlernen (hab ja nur eine Freundin hier), einen Job suchen, meinem Hobby
intensiver nachgehen, wegfahren .... ein ganz normales Leben führen.

Ich nehme mir Deine Antwort und die Antworten der anderen, die hier in meinem Blog kommentieren,
sehr zu Herzen und lese sie mir oft durch - auch wenns nichts nützt und ich (noch) nichts ändere!
Vielen Dank für die teilweise ausführlichen Kommentare.

Viele Grüße
der Angsthase

Name

Url

Meine Eingaben merken?

Titel:

Text:


JCaptcha - du musst dieses Bild lesen können, um das Formular abschicken zu können
Neues Bild

 

logo

Angst essen Seele auf

Angstblog:

Frei nach Hippokrates: "Für was man Worte hat, darüber ist man schon fast hinweg" möchte ich mir hier mal alles von der Seele schreiben - also rumjammern.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Kommentare

schaemen sie sich
Wie koennen sie jemanden als hypochonder abstempeln,...
susi (Gast) - 29. Jun, 13:36
Der Kampf mit den Ängsten
Es ist erstaunlich wie viele Leute mit Ängsten kämpfen...
Keine Panik (Gast) - 10. Jan, 16:14
Empfehlung
Hallo Angsthase, wie geht es dir inzwischen? Ich stand...
FritzW - 12. Okt, 15:20
ego
schau mal in den KURS IN WUNDERN schöne heilung herzlichen...
rose (Gast) - 21. Jul, 16:48
Hier ist der richtige...
Hier ist der richtige Link: Hypochonder
Petra (Gast) - 2. Nov, 11:06
Angst das Haus zu verlassen?...
Angst das Haus zu verlassen? Ich habe wahrhaftig Mitleid...
Petra (Gast) - 2. Nov, 11:03

Mein Lesestoff


Scott Wetzler, Sebastian Vogel
Warum Männer mauern

Suche

 

Status

Online seit 6735 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 5. Dez, 10:31

Credits


Auch mal was Positives
Belastendes
Jetziges
Unsortiertes
Vergangenes
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren