Bis jetzt
Mitte/Ende 2003 merke ich, dass es mir schlechter geht, obwohl es mit meinem Mann besser läuft.
Da ich nie wieder so schlimm abrutschen möchte, beginne ich eine Therapie.
Es tut zwar gut, mit jemandem zu reden, aber wie schon in den vorigen Gesprächstherapien
bringt es mir nicht wirklich was.
2004 geht es mir immer weiter schlecht, aber alles ist so diffus.
Hatte ich früher Angst und Depressionen mit Symptomen wie aus dem Lehrbuch,
kann ich jetzt kein Symptom zuordnen, nichts stimmt mit dem Krankheitsbild überein.
Ständig bin ich hochgradig aggressiv und genervt.
Kleckere ich, wenn ich mir Mineralwasser einschenke, flippe ich fast aus.
"Schei***, was soll das, warum bin ich so blöde, nie klappt was, immer geht alles schief"
So geht das den ganzen Tag, ich fluche und schimpfe, wie ich es überhaupt nicht von mir kenne.
Alles nervt mich. Und ich habe keine Lust zu gar nichts.
Kein Wunder, dass mein Arzt einen Blutdruck von 160/100 feststellt.
Ein vermuteter Grund: die beengte Wohnsituation.
Mein Mann versteht es nicht, warum ich mich in seiner Wohnung nicht wohlfühle.
Er versteht es nicht, warum ich einen Raum für mich brauche.
Er wäre doch den ganzen Tag nicht zu Hause, da hätte ich die Wohnung doch für mich alleine.
Aber ich will meine Sachen um mich haben, mich einrichten, wie ich will
und ich will nicht immer im gleichen Zimmer sein wie er.
Und ich ertrage die langweiligen Wochenenden mit den Kindern eingesperrt in der Wohnung kaum.
Ich kann mich nur ins winzige Schlafzimmer zurückziehen.
Ich muss unbedingt die Bremse treten, melde mich für eine psychosomatische Klinik an.
Einerseits, um was für mich zu tun, aber auch, um den beengten Wohnverhältnissen zu entfliehen.
Die Klinik hat mit den besten Ruf in Deutschland.
Dezember 2004/Januar 2005 bin ich dort.
Aber es geht mir von Tag zu Tag schlechter.
Die 1000 Fragebögen, die mich auf Angst und Depressionen scannen, sind alle negativ.
Die Angstgruppe kaut die Symptome einer Panikattacke durch.
Kenne ich, hatte ich, habe ich inzwischen nicht mehr.
Die Depressionsgruppe handelt im Schnellverfahren die Grundlagen der kognitiven Verhaltenstherapie ab.
Genau die Grundlagen, die ich mir in 1 1/2 Jahren erarbeitet habe.
Ich kenne schon alles auswendig, bin genervt, dass die anderen nicht kapieren, was gemeint ist.
Es geht mir schlechter und schlechter, meine Angst wird grösser, ich habe wieder eine Panikattacke.
Es sind Feiertage, Krankheitszeit, ich habe nur 4 Einzelgespräche.
Es wird auch ein Partnergespräch geführt, mit meinem Mann und mir.
Aber so ein einziges Gespräch bringt gar nichts.
Toll, der Aufenthalt hat mir nichts gebracht, die Therapeuten haben nicht kapiert, wie schlecht es
mir geht und besonders nicht, was mit mir ist.
Ich werde als gesund und arbeitsfähig entlassen.
Haha, von dem Zustand bin ich Anfang 2005 etliche Meilen entfernt.
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