Ein Mann aus dem Internet
Kaum habe ich meinen Internetanschluss, habe ich eine Fülle von Männern, die was von mir wollen.
Das war nicht immer so.
Mit ca. 20 Jahren (!) hatte ich meinen ersten Freund, so ca. 2 1/2 Jahre lang.
Wochenendbeziehung, wir lebten noch bei unseren Eltern und zusammenziehen wollte er noch nicht!
Den zweiten Freund hatte ich mit ca. 27 Jahren (!) und das hielt ca. 3 Jahre, bis ich krank wurde.
Auch Wochenendebeziehung, ich hatte eine Wohnung, er nicht, wohnte bei seinen Eltern,
zusammenziehen konnte er nicht, kein Geld, Student.
Davor, danach, dazwischen war ... nichts! Keine Affäre, kein One-Night-Stand, kein Flirt. Nichts.
Männer mieden mich wie der Teufel das Weihwasser und ich weiß nicht warum.
Um mich herum bekamen die döfsten, dümmsten, hässlichsten, zickigsten Weiber einen Mann.
Ich nicht.
Aus lauter Verzweiflung bin ich dann mit 27 Jahren mit so einem Looser zusammengekommen,
von dem ich erst losgekommen bin, als ich krank wurde.
Und nun habe ich einen Mann aus dem Internet.
Die ersten beiden Monate musste er immer mich besuchen, ich traute mich noch nicht
die 1 1/2 Stunden Bahnfahrt + 40 min. U-Bahnfahrt auf mich zu nehmen.
Aber die Liebe gab mir einen positiven Schub.
Kurz vor Weihnachten 2000 nahm ich meinen Mut zusammen, packte meine Koffer, fuhr hin,
überraschte ihn. Feierte Weihnachten mit seiner Familie.
Ständig hob er mich auf den Arm, um zu üben, wie er mich über die Schwelle trägt!
Ständig sagte er, ich solle zu ihm ziehen.
Endlich, mit 34 Jahren, hatte ich meine erste, ernsthafte Beziehung.
Jemand wollte mich, jemand wollte mit mir zusammen sein.
Bei uns hat es ziemlich "gescheppert", vom ersten Tag an wusste ich, dass ist der Mann, den ich mal heirate!
Sowas beflügelt.
Nur 8 Monate nach unserem Kennenlernen zog ich weg aus meiner geliebten Heimatstadt,
weg von meinem süssen, kleinen Neffen, meinen Freunden in seine komische Stadt.
Eine schwere Entscheidung, aber Beziehung geht vor!!?
Da er komplett eingerichtet war, musste ich einen Teil meiner gerade neu angeschafften Möbel verkaufen.
Das meiste habe ich im Keller meiner Mutter eingelagert und da liegt es auch noch heute!
Die erste Zeit sagte ich immer " Mein Leben liegt verpackt in Kartons im Keller meiner Mutter".
Denn es war schwer für mich, in einer "fremden Wohnung" mit nur seinen Möbeln, nur seinen Sachen
heimisch zu werden. Fühlte mich immer wie ein Gast.
Die erste Zeit war schwierig, diese Stadt ist so ätzend, sie verdient den Namen Stadt nicht.
Mir fehlte alles: meine Familie, Freunde, meine Sachen, radfahren (ist hier tödlich!), bestimmte Läden.
Ich hing nur in der Wohnung, wartete, dass er von der Arbeit kam und dann gab es Streit,
weil ich so unausgeglichen war, keine Ablenkung hatte.
Aber trotz dieser widrigen Umstände ging es weiter bergauf.
Trackback URL:
https://angstblog.twoday.net/stories/1778806/modTrackback