Und den ganzen Weg wieder zurück
Die 1 1/2 Jahre mit Angst und Depressionen nur im Haus haben mich wahrscheinlich 10 Jahre meines
Lebens gekostet, wenn nicht noch mehr. Ich bin wie eine 80-jährige.
Die Erkältung, die ich mir bei einem einzigen "Ausflug" in ein Krankenhaus hole,
gibt mir den Rest.
Ich liege tagelang mit Fieber im Bett, ich schnaube Blut und Eiter, ich huste Blut und Eiter.
MIr ist alles egal, ich warte nur noch auf den Tod.
Aber der kommt nicht.
Ich erhole mich und mir ist alles so egal, noch egaler, als vorher.
Ich melde mich in einer psychosomatischen Klinik an, die aus der ich schon 3 x abgehauen bin
und einmal drei Monate geblieben bin.
Diesmal nehme ich die Medikamente, die man mir empfiehlt.
Ich mache jede Therapie und Anwendung, die man mir verodnet, mit.
Immer noch habe ich massive Panikattacken, wenn ich mein Zimmer verlasse.
Aber ich krabbel auf allen vieren zum Therapieraum oder lasse mich von Mitpatienten stützen.
Mir ist alles egal, ich halte jede Attacke aus, und wenn ich vom Stuhl kippe, egal.
Die Medikamente schlagen so schnell an, schon nach zwei Wochen ertappe ich mich
beim morgendlichen Bettenmachen beim pfeifen und singen.
Die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung ist fast weg.
Ich übe Busfahren und zum Supermarkt gehen.
Ich habe immer noch so schlimme Panikattacken, das ich mich kaum auf den Beinen halten kann.
Aber ich halte es aus und vermeide nicht mehr.
Die Therapien und Gespräche sind für mich noch immer nutzlos, einzig die Tabletten helfen.
Ich habe auch wieder Hunger, eine Nebenwirkung der Tabletten, und nehme 15 kg zu. Egal.
Nach meiner Entlassung, März 98, gehe ich zu einer Therapeutin, die meine Freundin "besorgt" hat.
Die Frau ist so blöde, die Gespräche so bescheuert, ich fühle mich danach schlechter, nicht besser.
Aber ich wage nicht, die Therapie abzubrechen.
Vielleicht habe ich ja unrecht und die Therapeutin ist gut, nur bin ich zu krank, das zu erkennen?
Die 25 Sitzungen gehen vorbei und jetzt habe ich von Therapie erstmal die Nase voll.
Ich kann wieder ein kleines Leben leben.
Einkaufen im Supermarkt, aber nur, wenn nicht gerade "Rush-Hour" ist.
Ein bischen rausgehen.
Das reicht mir schon, man wird bescheiden, wenn man 1 1/2 Jahre das Haus nicht verlassen hat.
Im August ist es so heiss, die Tabletten bereiten mir Probleme, mir ist immer schwindelig.
Das Medikament wird langsam ausgeschlichen.
Ich kann ohne Medikament sein, es geht mir nicht schlecht, aber auch nicht so gut, wie mit Medikament.
Gerne würde ich endlich eine richtige Therapie machen, traue mich aber nicht,
weil ich Angst habe, wieder an so doofe und unfähige Therapeuten zu geraten.
Ein Zufall hilft mir, einen Termin Mitte 1999 bei einer Therapeutin zu bekommen.
Das ist endlich die richtige Therapeutin und die richtige Therapieform.
Kognitive Verhaltenstherapie.
Ein klares Konzept, strukturiert aufgebaut, genau das richtige für mich.
Endlich.
Aber wer in der Hölle war, muss den ganzen langen Weg durch die Hölle wieder zurück,
um da rauszukommen!
Meine "gute" Therapeutin hat sicherlich auch genug Patienten gehabt, die das Konzept
der kognitiven Verhaltenstherapie nicht kapiert haben und denen die Therapie nichts genützt hat.
Ich hatte mal einen Therapeuten, der gab nach 3 Sitzungen zu, dass ich bei ihm fehl am Platze bin. Bis ich einen neuen Therapieplatz hatte, war er trotzdem für mich da.
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