Aufwärts?
Ich nehme den Kampf gegen diese "Zustände" auf. Mit kleinen Schritten.
Zuerst 200 m bis zum Briefkasten gehen.
Mein Herz rast, ich habe Sehstörungen, zittere, meine Beine geben nach, ich schwitze,
kann kaum atmen, mir ist so schwindelig.
Ich hangel mich an den Gartenzäunen der Nachbarn entlang, bis zum Briefkasten
und wieder zurück. Die letzen Meter krieche ich auf allen Vieren, meine Beine machen schlapp.
Ich erzähle meiner Frauenärztin von den Zuständen und jetzt bekommen sie einen Namen:
Panikattacken.
Sie überweist mich zu einer Kunsttherapeutin.
Warum? Weil diese Kunsttherapeutin gerade Prospekte in der Arztpraxis ausgelegt hatte!!
Die Therapie nützt mir gar nichts.
Ich bin verwirrt über die Panikattacken. Was ist das, warum habe ich das, was geschieht mit mir?
Keine Antworten, aber vielleicht habe ich auch nicht die richtigen Fragen gestellt?
Ich übe weiter aus dem Haus zu gehen, kann bald auf die Hauptstrasse, kurz in Geschäfte usw.
Sechs Wochen nach der OP muss ich wieder zur Arbeit.
In den ersten Wochen nach der OP brauchte ich Hilfe, beim An- und Ausziehen,
Haare waschen, Verrichtungen im Haushalt. Ich konnte kaum meine Arme bewegen.
Zuerst scheint es, als ob alles wieder normal wird.
Ich gehe zur Arbeit, gehe einkaufen. Feiere meinen 30. Geburstag ganz groß,
Domtreppen fegen, große Feier in einem Lokal.
Aber im Sommerurlaub bleibe ich zu Hause, gehe kaum raus.
Nach meinem Urlaub gehts mir wieder schlechter. Meine Arbeit überfordert mich.
Ich kann nicht an Besprechungen teilnehmen. Nicht mit in die Kantine. Zu viele Menschen!
Kann nicht auf eine Fortbildung in einer anderen Stadt.
Ständig gehts mir schlecht, ich weiß nicht, was los ist, mir ist schwindelig und übel.
Immer öfter fehle ich oder muss früher nach Hause gehen.
Zuerst hat mein Chef Verständnis, er schätzt meine Arbeitskraft und er hat eine Angstkranke Schwester!
Aber irgendwann gehts nicht mehr und er bietet mir einen Aufhebungsvertrag an.
MIr ist alles egal und ich unterschreibe. Leider.
Ich muss sofort meine Sachen packen und gehen.
Kann mich nur von ein paar Kollegen verabschieden.
Mein Lieblingskollege ist nicht da. Ich sehe ihn nie wieder.
Zuhause klappe ich zusammen und werde geschüttelt von Weinkrämpfen.
Ich kann überhaupt nicht wieder aufhören und liege den ganzen Tag auf dem Wohnzimmerboden rum.
Warum sollte ich aufstehen? Wofür?
Mein Abstieg in die Hölle beginnt.